ScreenCast im Unterricht einsetzen

In meinem letzten Blog-Post habe ich beschrieben, wie ich die ScreenCast aufnehme und auf Youtube veröffentliche.

In diesem Post beschreibe ich die Vorteile, welche diese ScreenCasts aus pädagogischer und didaktischer Sicht bringen.

Ausgangslage:

Ich habe meinen eigenen Unterricht lange Zeit ebenfalls so durchgeführt, wie ich ihn selbst als Schüler oder Student erlebt habe: Lehrervortrag als Wissensvermittlung, Aufträge verteilen und von den Lernenden bearbeiten lassen, Kontrolle der Aufträge durchführen.

Ich habe schnell festgestellt, dass ich mit meinen Lehrervorträgen nur eine kleine Gruppe der Lernenden erreiche:

  • Etwa einem Drittel der Lernenden war das Thema bereits bekannt, weil sie sich privat oder im Betrieb ausführlich damit beschäftig haben. Diese Lernenden waren von meinen Ausführungen gelangweilt.
  • Ein weiteres Drittel war von meinen Lehrervorträgen überfordert. Sie konnten die neuen Informationen nicht mit bereits vorhandenem Wissen verknüpfen, sie hätten möglicherweise mehr Zeit oder Wiederholungen gebraucht um meine Ausführungen zu verstehen.
  • Nur das letzte Drittel war zum Zeitpunkt meiner Ausführungen auf der gleichen „Wellenlänge“ wie ich. Sie konnten das Neue mit bereits Vorhandenem verknüpfen und von meinen Lehrervorträgen profitieren.

Vorteile:

Mit dieser Einsicht habe ich begonnen, meine Lehrervorträge aufzuzeichnen und den Lernenden auf Youtube zur Verfügung zu stellen. Das bringt mehrere Vorteile:

Die Lernenden sehen sich diese ScreenCasts individuell an und können:

  • Bereiche welche Sie bereits kennen überspringen
  • Bereiche welche Sie noch nicht verstanden haben nochmals oder mehrmals ansehen.
  • den Screencast schneller oder langsamer abspielen
  • zu einem später Zeitpunkt nochmals auf diesen Screencasts zurückgreifen
  • wenn die Lernenden aus irgend einem Grund den Unterricht nicht besuchen, können sie diese ScreenCasts auch von zu Hause aus zum Beispiel mit ihren mobilen Geräten ansehen.

Jeder Lernende kann jederzeit, in seinem Tempo und unabhängig vom Lernort Schule auf diese ScreenCasts zugreifen. Das selbstgesteuerte Lernen wird dadurch gefördert.

Flipped Clasroom:

Zu Beginn haben die Lernenden diese ScreenCast individuell und im eigenen Tempo im Unterricht angesehen. Später bin ich durch die Ausbildung an der PHZH auf das Konzept des Flipped Classroom gestossen.

Flipped Clasroom beschreibt einen Paradigmenwechsel bei welchem die Wissensvermittlung nicht mehr in der Schule, sondern als Hausaufgabe zu Hause stattfindet. Die Lernenden sehen sich diese ScreenCasts zu Hause an, notieren sich Fragen und bringen diese in den Unterricht mit. Die Unterrichtszeit wird für das Klären dieser Fragen sowie das gemeinsame Bearbeiten von Aufträgen verwendet werden.

Die Zeit, welche durch das Wegfallen der Lehrervorträge zur Verfügung steht, setze ich für die individuelle Betreuung der Lernenden ein.

Literatur:

Als weiterführende Literatur empfehle ich das Buch:
„Flipped Classroom – Zeit für deinen Unterricht“
mit Praxisbeispilen, Erfahrungen und Handlungsempfehlungen von Julia Werner, Christian, Christian Spannagel und Stephan Bayer.

Christian Spannagel ist Informatiker und Professor für Mathematik, und Mathematikdidaktik an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg. Er schreibt auf Twitter unter dem Namen @dunkelmunkel unter anderem über #bildung und #digitalisierung und betreibt einen Youtube-Kanal mit seinen Mathematik-Vorlesungen